Veränderungen in den einzelnen Gemeinden
Binningen: 1877 waren der ganze Osthang von der Binningerhöhe bis zur Grenze zu Basel sowie kleinere Rebparzellen am Westhang, vom Margarethenhügel bis zur Grenze zu Bottmingen, mit total 1540 Aren bedeckt. Seiler, J. erwähnte 1863 in seiner Heimatkunde von Binningen 7) sogar 20 Hektaren Reben. All diese Reben verschwanden anfangs des 20. Jh. Seit 1994 existiert ein neuer Rebberg mit 22 Aren am Margarethenhügel. Er wird vom Rebbergverein St. Margarethen mit mehr als 400 Gönner-Mitgliedern, davon 25 bis 30 aktiven Winzern, betrieben. Der alte Betonbunker ist im Besitz des Vereins und wird als Rebhäuschen genutzt.
Bottmingen: Vor 150 Jahren waren 250 Aren Reben in den Lagen «Rüti » und «Schönenberg». Heute existieren im «Schönenberg» noch 55 Aren, die von der Rebzunft gepflegt werden.
Oberwil: Im Gemeindebann waren 1877 im Norden der Rebberg «Stallen», gegen Biel-Benken der «Vorderer Berg» und beim Birsig der «Hinterberg», mit total 2080 Aren. Heute beschränken sich die 110 Aren Reben auf den «Hinterberg» und den «Bernhardsberg».
Biel-Benken: 1774 war der Rebbau mit 4500 Aren der Haupterwerb der Bauern. 1857 waren es sogar 4536 Aren 8), die bis 1877 auf 2480 Aren zusammenschrumpften. Heute werden gerade noch 429 Aren bewirtschaftet. Damit ist Biel-Benken aber immer noch die grösste Rebbaugemeinde im Leimental.
Therwil: Hatte 1877 zwei grosse Rebgebiete, den ganzen Südhang «Vorder Berg» und den «Rebgarten», total 1600 Aren. Heute ist der «Vorder Berg» überbaut, nur noch im «Rebgarten» ist eine Rebfläche von 178 Aren.
Ettingen: Heute besteht ein zusammenhängender Rebberg von 388 Aren im «Vorderberg». 1877 war die Rebfläche grösser. 1430 Aren verteilten sich auf die Rebberge «Vorderberg», «Eigen» und «Flühberg». Die letzteren beiden Standorte sind heute begehrte Wohnzonen.
Witterswil: Die 360 Aren von 1877 existieren nicht mehr. 1945 gab es einige isolierte Parzellen, die aber 1964 wieder aufgegeben wurden. Die heutigen 40 Aren entstanden ab 1974.
Hofstetten-Flüh: 1825 betrug die Rebfläche 2320 Aren 9), 1877 noch 1500 Aren, die bis 1975 auf 7 Aren 9) abnahmen. Ab 1985 nahm die Rebfläche wieder zu auf 240 Aren, wobei der Hauptanteil auf die Landskronreben (191 Aren) entfällt.
Metzerlen-Mariastein: 1877 waren drei Rebberge von total 550 Aren. «Unterer Berg» links der Strasse von Metzerlen nach Rodersdorf, «Äusserer Berg» am Südhang des Klosters Mariastein und die «St.-Anna-Reben», die Klosterreben, von der St. Annakapelle bis hinauf zum Heulenhof. Heute sind es noch 89 Aren, 28 Aren Reben in der Lage «Unterer Berg» und 61 Aren in Mariastein «St.-Anna-Reben», ganz oben beim Heulenhof.
Rodersdorf: 1877 waren nördlich vom «Hollenfeld» 480 Aren Reben. Nach dem völligen Verschwinden wurden ab 1985 neue Rebberge von heute total 58 Aren angelegt.
Burg: Heute gibt es eine kleine Parzelle von ca. 2 Aren im Klustal (nicht im Reb-Kataster aufgeführt). Auf Plänen von 1970 lautet der Flurnamen dieser Lage «Unter den Reben». 1707 wurden ca. 100 Aren Reben (oberhalb der heutigen Rebparzelle) von den Burgbesitzern dem Domstift Basel verkauft 10). 1877 existierten diese Reben bereits nicht mehr.
Leymen: 1877 gab es wie heute die drei Reblagen, «Alter Berg» und «Neuer Berg», nördlich des Dorfes am gleichen Hügelzug wie die Reben von Biel-Benken sowie auf dem Tannwald den oberen Teil der «Landskronreben », total 1240 Aren. 2016 ist noch eine Fläche von 244 Aren Reben vorhanden.
Liebenswiller: 1877 zählte man 660 Aren Reben, die «Heiligenbrunnreben ». Diese verschwanden komplett. Ab 1992 wurden von zwei Freizeitwinzern aus dem schweizerischen Leimental im Gebiet «Altbergreben » 5 Aren angepflanzt.
Der Verlauf der Rebflächen war nicht einheitlich. Vielerorts verschwanden sie völlig. In einigen Lagen begann aber wieder eine Neubepflanzung. Die alten Flächen wurden aber nie mehr erreicht. Etwas Sonderbares geschah in Mariastein beim «Äusseren Berg». Die Rebfläche betrug 1877 251 Aren, schrumpfte bis 1917 auf 12 Aren und 1931 waren sie ganz verschwunden. Anschliessend wurden bis 1938 wieder vier Rebberge von total 45 Aren bepflanzt. Bis 1955 vergrösserte sich die Rebfläche auf 200 Aren. Auf der Landeskarte wurde ab diesem Datum diese Lage «Ussere Reben» bezeichnet. Dies war aber nur ein kurzes Aufbäumen. Nach 1961 verschwand mit der letzten «Herbstet» auch diese noch junge Rebfläche endgültig 11). An diesem Südhang entstand dann eine begehrte Wohnlage mit Einfamilienhäusern. Rebsorten Mit der Pflege des Rebbaus wird ein altes Kulturgut am Leben erhalten. Dazu schafft der bei uns nachhaltig betriebene Rebbau auch einen Lebensraum für Wärme liebende Tiere und Pflanzen. Bekannt im Leimental sind die Rebbergtulpe, die in Oberwil, Biel-Benken und Therwil anzutreffen ist, oder die Rebberghyazinthe. Wo noch Trockenmauern vorhanden sind, ist die Mauereidechse zu finden. Im Landskronberg gibt es auch eine kleine Population der Schlingnatter, die auch schon in den Reben von Flüh beobachtet wurde. Zudem ist man bemüht, in mehreren Rebbergen der Vogelwelt eine neue Heimat zu geben. Dazu werden geeignete Nistkästen montiert und in grösseren Parzellen das Gras zwischen den Rebenreihen länger stehen gelassen, damit die Bodenbrüter sich vermehren können. Herbert Kuhn |
Quellen:
1) Richli G.; Do wo mer eusi Räbe hei…, Weinbaugenossenschaft Aesch (2006)
2) Staatsarchiv Solothurn, Denkwürdige Sachen, Bd. 2
3) Kaiser, O.; Vom Rebbau im Dorneck, Museumskommission Dornach (1952)
4) Obrecht, A.; Vom Rebbau im Leimental. In: Baselbieter Heimatblätter, 65. Jahrg. Nr. 1–2 (2000)
5) Fürst, M.; Die Wiedererrichtung der Abtei Beinwil und ihre Verlegung nach Mariastein (1622–1648) In: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte (1964)
6) Kohler, J.M.; Der Weinstock und der Wein, Verlag J. J. Christen, Aarau (1809)
7) Seiler, J.; Heimatkunde von Binningen (1863)
8) Kettiger, J.; Landwirtschaftliche Zustände in Basel-Land, Lüdin & Walser, Liestal (1857)
9) Muggli, R.; Rebbau in Hofstetten und Flüh, Schriftenreihe zur Ortsgeschichte der Gemeinde Hofstetten-Flüh, Nr. 3 (1986)
10) Membrez, A.; Geschichte des Weinbaues im Laufental, Edition «Pro Jura» Délemont, Buchdruckerei CHS. & W. Gassmann in Biel (1947)
11) Kamber, P.J.; Metzerlen Bilder aus der Dorfgeschichte. Mengis + Sticker, Luzern (1975)