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Gewässer im Leimental

Landschaft: aus Staub entstanden
Das Leimental erstreckt sich von Basel bis in die Hügellandschaft des südlichen Sundgaus. Die sanft gewellten Lössablagerungen aus den Eiszeiten geben der Landschaft ihr eigenes Gepräge und unterscheiden diese vom steilen, felsigen Kalkgebirge des Juras, an welches sie unmittelbar angrenzt. Löss verwittert zu Lösslehm und ist sehr fruchtbar. Entsprechend ist das Löss-Hügelland vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Früher dominierte der Hackfruchtbau. Heute sind es vor allem Mais-Kulturen.

Löss ist Staub von mehliger Konsistenz und weich. Trotzdem ist das abgelagerte Material sehr stabil und fast nicht wasserdurchlässig. Dies zeigt sich an den Wänden der tief eingeschnittenen Hohlwege. Über Jahrtausende konnten sich die kleinen Bäche durch Rückwärtserosion eintiefen. Die wichtigsten Fliessgewässer sind der Marchbach und der Binnbach sowie – westlich von diesen – der Birsig. Durch den gleichen Prozess sind am Rand des Haupttals kleine Erosionsgräben entstanden, in denen meist ein kleiner Bach rinnt.

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Birsig – hydrologischer Sonderfall und belasteter Fluss
Der Birsig als Hauptgewässer des Leimentals stellt einen Sonderfall dar, indem anders als beispielsweise bei der Birs oder der Ergolz kein flussbegleitender Grundwasserstrom vorhanden ist. Aufgrund der beschränkten Schüttung von Quellen aus dem Bruderholz- und Westplateau war das Wachstum der Siedlungen und der Bevölkerung im Leimental beschränkt. Erst der Import von Trinkwasser aus dem Grundwasserstrom der Birs in Reinach erlaubte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein schier grenzenloses weiteres Wachstum. Das aus dem Birstal eingeführte Trinkwasser wird so schliesslich Teil des Abflusses im Birsig.
Das Trinkwasser nimmt jedoch beim Durchfliessen der Haushalte so manchen Stoff und manche Abfälle mit. In der Folge haben die immer grösseren Abwassermengen die relativ kleinen Gewässer Birsig und Marchbach stark belastet. Zudem führen die intensive Landwirtschaftnund die geringe Durchlässigkeit der schweren Lösslehmböden zu massiven Abschwemmungen von Nährstoffen und Pestiziden in die Fliessgewässer. Bis heute wurden in zwei Phasen Gegenmassnahmen eingeleitet. Die Abwässer aus Oberwil und den untenliegenden Gemeinden werden zu der 1984 in Betrieb genommenen Abwasserreinigungsanlage ARA Pro Rheno in Kleinhüningen geleitet. Eine erste Leimentaler Kläranlage entstand 1958 am Marchbach in Therwil. Aufgrund ihrer chronischen Überlastung wurde 1997 eine neue, dem damaligen Stand der Technik entsprechende ARA erbaut und auch diejenige in Rodersdorf wurde modernisiert. Die Leistung dieser Anlagen ist heute wegen der stark gestiegenen Abwassermengen wiederum unbefriedigend resp. knapp befriedigend. Der Landrat hat inzwischen einen Kredit zum Ausbau der ARA Birsig in Therwil bewilligt. Weitere Kläranlagen befinden sich in Burg (lokale ARA) und in Leymen (Pflanzenkläranlage).
Das Leimental kennt wie allenthalben die vier Haupt-Gewässerarten Oberflächengewässer, Quellgewässer, Grundwasser und Meteorwasser (dort, wo noch Regenwasser, also «Dachwasser», in Zisternen gefasst wird). Als fünfte Art darf heute im vordersten Tal das Leitungswasser der IWB und des Wasserwerks Reinach und Umgebung gelten, da seine industrielle Bereitstellung komplex ist.

Birsig – von der Quelle bis zum Rhein
Der Birsig prägte im Leimental bis ins 19. Jahrhundert den Talboden in grösserem Masse als heute, da er mehr mäandrierte, ein oft breiteres Bachbett hatte und nirgends eingedolt war. Im vorderen Tal in Basel war er teils offen, teils überdeckt wie heute. Noch heute ist erkennbar, dass die historischen Ortskerne sich in gebührender Distanz zum Birsig befinden. Der Fluss und seine Landschaft unterstanden schon geschichtlich diversen Hoheiten, im Ancien Régime etwa auch dem Basler Bischof; heute sind es das französische Elsass (Dép. Haut-Rhin), der Kanton Solothurn, das Baselbiet und die Stadt Basel; der Flusslauf misst 22 km. Sein Ursprungsort im Bann der Gemeinde Wolschwiller erstaunt nicht, denn südöstlich des romantisch gelegenen Dorfes erhebt sich der reich bewaldete Remelsberg oder «Rämel» bis auf 832 m ü.M.
1851 war sogar von einer dortigen «Source Minérale de Wolschwiller » die Rede. Der Verlauf des Birsigs ist nicht gradlinig im Bezug Gewässer im Leimental zum Tal und er fliesst anfänglich nie in der Talmitte. Im Oberlauf befindet er sich durchwegs am westlichen Talrand. In Wolschwiller ist das der «Börsegraben», dann verlässt er das «Oltinger Becken»; der First der dortigen Mauritius-Kirche markiert auch die Wasserscheide zwischen der Richtung Mülhausen fliessenden Ill und dem mehr nach Osten gehenden Birsig. Das Wasser betrieb nach Wolschwiller als Erstes westlich von Biederthal den «Ancien Moulin».
Das zweite Quellgebiet liegt ebenfalls unterhalb des Wolschwiller Rämels im Wald oberhalb der Baselbieter Gemeinde Burg. Nach dem Passieren der engen Klus, auf deren Felsen die Burg thront, begleitet der Birsig unterhalb des Dorfs die Strasse ins elsässische Biederthal. Er heisst auch Biederthal-Bach und vereinigt sich beim Grenzübertritt nach Rodersdorf mit dem Börsegraben zum geradlinigen, kanalartigen Gerinne inmitten des meliorierten Landwirtschaftsgebiets der solothurnischen Gemeinde.
Auch in Leymen verläuft der Birsig in einiger Entfernung zum Dorfkern und bediente früher gleichfalls im Westen zwei Mühlen, Vieux und Neuf Moulin. In Benken durchquert er erstmals ein Dorfzentrum, alsdann dreht er östlich nach rechts ab, lässt das Dorf Therwil noch ganz zur Seite, kommt dem alten Oberwil aber nahe und wechselt dort in den östlichen Talbereich. Ab hier wurde dem Flüsschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Hochwasserschutzverbauung im Trapezprofil verpasst. In Bottmingen unterhält er noch heute den Schlossweiher, dann aber ist es ab Binningen um die Romantik geschehen.
Unterhalb der «Bottminger Mühle» stösst er zwar zum Binninger Schloss, welches bis 1773 auch von einem Weiher umgeben war. Heute muss er sich dort aber unter einer hässlichen Autobrücke hindurchzwängen und gleich nachher sich ducken unter das Joch des Asphalts und ab dem ehemaligen Steinentor noch ganz der Unterwelt angehören. Zu Beginn seiner ersten kurzen Eindolung, unterhalb des Schlosses, mündet von Westen noch der aus dem Holee kommende Dorenbach in ihn, dessen Betonkanal an der Grenze Binningen/Stadt heute rückgebaut wird. Vom unteren Binningen bis zur definitiven Eindolung an der Heuwaage fliesst er in einem Kanal der 1930er Jahre am Zoo vorbei zur Stadt.
Innerhalb der früheren Basler Stadtmauer ist der Birsig nicht mehr sichtbar. Noch immer ablesen lässt sich jedoch seine landschaftsbildende Funktion beispielsweise am Barfüsserplatz, wo links der Kohlenberg und rechts der Steinenberg die Talbegrenzungen bilden. Vom Barfüsserplatz, wo in der Frühzeit der Stadt das «Schloss Wildeck im Leimental» gestanden haben soll, durchquert der Fluss unterirdisch die Basler Altstadt bis zur Schifflände. Dass das scheinbar harmlose Gewässer früher immer wieder für Überschwemmungen in der Innenstadt gesorgt hat, lässt sich heute noch am markierten Höchststand am Basler Rathaus ablesen.

Wechselvolle Geschichte des einst mäandrierenden Flüsschens
Insgesamt entwässert der Birsig ein Gebiet von 82 Quadratkilometern. Erstmals erwähnt ist er als Binninger «Birsicus» in einer Urkunde des nachmaligen Kaisers Heinrich II. von 1004 für den Basler Bischof im Zusammenhang mit der Elsässer Hard. Seit dieser Zeit musste er oberhalb von Basel immer überwacht und verbaut werden, was damals «wuren» hiess. An der Heuwaage floss er durch ein grosses Schutz-Gatter in zwei Bogen der Stadtmauer, das bei Hochwasser hochgezogen wurde.
Denn nicht umsonst galt der Birsig in der älteren Basler Geschichte als Wildwasser, das im Lauf der Jahrhunderte öfters gefährlich wurde. Sein Name soll vom keltischen «bheers», schnell, reissend, stammen; das mag vielleicht verwundern in einem flachen Talboden. Aber der Lehmboden, der ein schnelles Versickern des Wassers verhindert, begünstigte zusammen mit dem geringen Gefälle des Tals nicht nur das Mäandrieren des Flüsschens, sondern auch viele Überschwemmungen. Von verheerenden Hochwassern wird seit 1341 berichtet. Mit baulichen Massnahmen versuchten die Anwohner des Birsigs schon sehr früh, dieser Gefahr zu begegnen. Seit dem Mittelalter muss sich, namentlich zwecks Ableitung des Rümelinbaches, bereits im unteren Binningen ein Wehr aus Holzpfählen und Weidenruten befunden haben, das ausgleichend wirkte, aber selbst anfällig war für Beschädigungen durch die Wildwasser. Im Jahr 1590 beauftragten der Rat und der städtische Wuhrmeister den Architekten und Bildhauer Daniel Heintz, bekannt als Wasserbau-Experte, mit der Erneuerung dieser ersten Birsigverbauung unterhalb des Schlossteiches. Unterhalb der erwähnten Haltestelle «Oberdorf» wurde dieses Rückhalte-Wehr im Steinbau als neuartiger Rundbogenbau errichtet. Es ist bekannt als «Binninger Schutz» und allen vor 1950 Geborenen des Dorfes noch visuell im Gedächtnis. Der Name ist alt und bedeutet nicht etwa Schutz (vor Hochwasser), sondern «Schuss», also eine Fluss-Schnelle. Eine zweifellos spektakuläre Partie des Birsigs ging bei dessen Eindolung verloren und ist heute als Verlust zu bedauern.

Wandel der Landschaft und der Gewässer
Früher war der Talboden im Leimental stark von Gewässern geprägt. Peter Brodmann-Kron – Naturkenner, Schlangenforscher und Lehrer aus Ettingen – beschrieb die Landschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so: «Als Überreste der einstigen Auenwälder säumten bizarre Baumgalerien die Bäche. Entlang der Fliessgewässer dehnten sich die feuchten Matten aus. Das fruchtbare Feld befand sich dazwischen auf den sanften Lösshügeln.» Ein Charakteristikum des Sundgaus sind die vielen Karpfenweiher. Auch im Birsigtal hat die gute Wasserhaltung des lehmigen Bodens die Anlage von Weihern begünstigt. Als Besiedler stehender Gewässer warendie Kreuzkröte (Epidalea calamita) und der Laubfrosch (Hyla arborea) früher weit verbreitet. An die abends laut rufende Froschart erinnerte lange Zeit nur noch der frühere Übername des Schulhauses «Laubfrosch» in Bättwil mit seiner knallgrünen Fassade. Die Bestände dieses namengebenden Lurches sind im Leimental in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erloschen. Erst mit der gezielten Wiederansiedlung und dem Aufbau eines Biotopverbundsystems für Amphibien ist es gelungen, den Laubfrosch im Leimental wieder heimisch zu machen.
Die Libellen sind unter den Insekten die auffälligsten Besiedler dieser Teiche. Auch sie gehörten in reicher Artenzahl zur typischen Fauna der Gewässer im Leimental. Heute ist generell die Natur aus dem Leimental verdrängt worden; allen voran ihre Gewässerlebensräume. Der frühere Zustand und die Entwicklung der aquatischen Lebensgemeinschaften im Birsig sind nicht bekannt. Sie können jedoch exemplarisch mit der bedrohten Bachmuschel (Unio crassus) illustriert werden. In den 1920er Jahren kam die belastungsempfindliche Grossmuschel oder Najade noch im gesamten Birsig vor. Bis in die 1980er Jahre konnte sich die Art im Birsig halten. Die Muschelbestände sind danach der sich damals stark ausbreitenden Bisamratte zum Opfer gefallen. Seither fehlt ein Nachweis lebender Bachmuscheln aus dem Leimental; sie ist wie vielerorts in der Schweiz lokal ausgestorben. Rund zehn Jahre später, um 2000, wurden bei Kontroll-untersuchungen im Birsig nur noch leere Schalen der Art gefunden. Bis heute bleibt die Bachmuschel verschwunden.

Gewässerlebensräume Birsig und Marchbach heute
In Fliessgewässern leben Fische, Kleintiere, Makrophyten, Algen und kleine Mikroorganismen, die zusammen eine Lebensgemeinschaft bilden. Besonders gut bekannt sind die Fische und das Makrozoobenthos, die Kleintiere der Gewässersohle. Beide Gruppen sind bewährte Zeiger des Gewässerzustands, die jeweils die Lebensraumqualitäten wiedergeben, die für den Lebenszyklus der entsprechenden Arten entscheidend sind. Bei den Fischen zum Beispiel ist es das Angebot an Unterständen, die ihnen Schutz bieten, das Vorhandensein von Laichsubstraten (Kies, Pflanzen), die Längsdurchgängigkeit des Gewässers oder der Stress, dem sie durch die Gewässerbelastung ausgesetzt sind.
Für das Makrozoobenthos sind neben ebenfalls einflussreichem Belastungsstress unter anderen die Abflussmenge, die Gewässergrösse, die Fliessgeschwindigkeit und Zusammensetzung der Sohle, die Unterwasservegetation oder die Lichtverhältnisse entscheidend. In Marchbach und Birsig wurden zwischen 2002 und 2018 insgesamt 9 Fischarten nachgewiesen. Neben den durchwegs verbreiteten Arten Alet, Bachforelle, Regenbogenforelle, Elritze, Groppe, Gründling und Bachschmerle wurden auch der Strömer und das Bachneunauge belegt. Im Birsig fehlten jedoch drei der für den Typ eines sogenannten Äschengewässers charakteristische Arten: Äsche, Barbe und Schneider. Im Rahmen einer Bewertung entspricht dies einem unbefriedigenden bis mässigen Zustand im Birsig und einem mässigen bis guten Zustand im Marchbach.
Die Anzahl der Kleintiere auf der Gewässersohle des Birsigs und des Marchbachs unterscheidet sich stark. Während im Birsig zwischen Burg und Oberwil 75 Taxa (dh. unterscheidbare Familien, Gattungen oder Arten) nachgewiesen wurden, hat die aktuelle Untersuchung aus dem Jahr 2018 im Marchbach zwischen Ettingen und Oberwil lediglich 30 Taxa belegt. Besonders auffällig ist die grössere Artenzahl bei den Insektengruppen (Eintagsfliegen, Libellen, Steinfliegen, Schlammfliegen, Käfer, Köcherfliegen und Zweiflügler) im Birsig. Dies ist auf die längere Strecke und die grössere Zahl unterschiedlicher Fliessgewässerabschnitte im Birsig verglichen mit dem Marchbach zurückzuführen.
Die Bewertung des Birsigs und des Marchbachs auf der Basis des Makrozoobenthos bewegt sich für den allgemeinen Gewässerzustand zwischen gut (in Burg) und unbefriedigend (Oberwil) und für die Belastung mit toxischen Mikroverunreinigungen oder Pestiziden zwischen sehr gut (Rodersdorf) und schlecht (Oberwil).

Trübe Zukunft der Gewässer
Mit dem geplanten Ausbau der ARA in Therwil und der Sanierung der Mischwasserentlastungen dürfte sich die Situation in Marchbach und Birsig in den nächsten Jahren verbessern. Insbesondere werden in grossen Kläranlagen zukünftig durch eine neue Reinigungsstufe auch Mikroverunreinigungen eliminiert. Da jedoch auch in den elsässischen Gemeinden und im solothurnischen Rodersdorf die Wohnbevölkerung stetig zunimmt, ist mit einer Zunahme der Abwasserlast zu rechnen, was hauptsächlich kleine Kläranlagen rasch überfordert.
Die gute Eignung des Leimentals für den Ackerbau hinterlässt auch in den Gewässern ihre Spuren. Und zwar in einem Cocktail aus Pestiziden, die in der Natur nur schwer oder überhaupt nicht abgebaut werden können. Die Einflüsse toxischer Substanzen auf die Kleintiere der Gewässersohle waren im Jahr 2018 auf der gesamten Strecke des Birsigs deutlich erkennbar. Eine Entspannung der Situation ist nur zu erwarten, wenn der Einsatz der schädlichen Pflanzenschutzmittel massiv reduziert oder behördlich verboten wird.

Quellen und Grundwasser
Zufolge der Lössschichten fliessen im Leimental die Gewässer hauptsächlich oberirdisch ab. Die ergiebigsten Quellen im südlichen Leimental liegen in den nördlichsten Jura-Ausläufern und sind gefasst. Das Quellwasser, das im Gebiet der Lösshügel zutage tritt, versickert an verschiedenen Bereichen mit dünneren Lössschichten. Wenn wir unsere Quellenübersicht bei Wolschwiller beginnen, kann von zwei sehr sorgfältig errichteten und unterhaltenen Quellfassungen am östlichen Abhang der Bergmatte und des Brendenbergs berichtet werden, von den Unterzeichneten im Frühling 2019 mit Maire André Linder einlässlich besichtigt. Die Sorgfalt erklärt sich leicht, denn die beiden Quellfassungen bedienen auch die kommunale Wasserversorgung. Der Birsig beginnt also mit einer wertvollen Leistung und das Flüsschen ist als Quellbach nur der Überlauf dieser zuvor genannten Quellen. Seine nächste Nutzung betraf dann die gemeldeten ehemaligen Biederthaler und Leymener Mühlen. Eine der bekanntesten Quellen im Tal befindet sich im Bann Leymen. Der Quelle im kleinen Weiler Heiligenbrunn, am westlichen Talrand gelegen, wurden früher wundersame Heilkräfte nachgesagt, die mit einer Sage verbunden sind: Ein blindes Mädchen wartete an der Quelle auf seine Eltern, als deren Wasserfluss plötzlich versiegte. Das Mädchen hörte statt dem Gurgeln des Wassers die Stimme der heiligen Walpurga, die es anwies, sich mit dem Wasser der Quelle zu waschen, worauf es sein Augenlicht wiedererlangte. Die 1682 erbaute Kapelle neben der Quelle ist denn auch der heiligen Walpurga geweiht. Das barock geformte Becken, in welches heute noch Quellwasser eingelassen werden kann, wurde für Taufen genutzt. Heute dient die Quelle der Wasserversorgung der Ortschaft und deckt jedoch mit rund 750 m3 pro Jahr nur einen kleinen Teil des Bedarfs. Viel höher ist die Schüttung der Quellen Judenweide, Mühlehölzlein und Täufelsbrunnstube mit zusammen über 50 000 m3 pro Jahr. Rund 35 000 und 2 000 m3 pro Jahr werden aus dem Grundwasser gewonnen resp. aus Metzerlen importiert. Vor der Verteilung im Netz wird es chloriert. Für die Wasserversorgung der fast 300 Bewohner in Biederthal sorgen drei Quellen aus den Jura-Ausläufern. Das Trinkwasser wird vor der Einspeisung ins Netz mit UV und Chlor behandelt. Die Quellensituation im Mittellauf des Birsigs ist heute eher prekär.
Da die Schüttungen der dortigen alten Quellen in der Moderne nicht mehr genügen konnten, wurde wie überall auf das Grundwasser zugegriffen. Das aber war nicht im Leimental zu gewinnen, sondern im Porengrundwasser des Birstals. 1921 gründete Oberwil zusammen mit Reinach ein Grundwasserwerk; 1974 schlossen sich die Gemeinden, Ettingen, Therwil, Biel-Benken und Bottmingen an. So sind in diesen Gemeinden die alten Quellen nicht sehr präsent, schon in Biel-Benken und besonders in Therwil. Gemäss dessen Heimatkunde von 1999 werden die Dorfbrunnen schlicht «aus Brunnstuben am Fuss des Hochfeldes und des Bruderholzes» gespiesen. Für den kantonalen Kataster von 1966 wurden die Therwiler Quellen als «überbaut» gemeldet, sodass dieser keine einzige verzeichnen konnte (obwohl sie existiert haben). Ettingen besitzt noch gefasste Quellen, deren Wasser anfänglich noch jenem aus dem Birstal beigemischt wurde. Im Jahr 1995 wurde der Gemeinde die Nutzung der Quellen für die Trinkwasserversorgung aufgrund qualitativer Mängel vom Kanton abgesprochen. Heute speisen sie noch die Dorfbrunnen.
In Biel-Benken ist etwa die Quelle «Chill» an der Hauptstrasse als  inaktiv registriert. In Oberwil sind von den 11 Quellen des Katasters immerhin 8 öffentlich. Auch in Bottmingen bedienen von den 7 öffentlichen Quellen deren 4 den Schulhausbrunnen, schade, dass dieser für Trinkwasser abgesprochen werden musste. Binningen wiederum ist, obwohl seit 1896 der Basler Wasserversorgung, heute IWB, angeschlossen, ein Spezialfall, da hier die überdurchschnittlich vielen Quellen früh von der Stadt zu schönen Quellstuben ausgebaut und für das alte städtische Wasserwerk eingesetzt wurden (dazu die «Binninger Quellenfibel» im Buch «Reich der Quellen» von 2018).

Quell-Lebensräume
Die ergiebigen Quellen im Leimental sind teilweise schon länger für die Wasserversorgung gefasst. Bei den natürlichen oder naturnahen Quell-Lebensräumen handelt es sich meist um schwach schüttende Wasseraustritte. Nur wenige Austritte an der Flanke des Rämels oberhalb von Burg zeigen einen konstanten Abfluss. In den gewellten Lösshügeln sind es wenig ergiebige Austritte, oft auch Drainagen, die zur Trockenlegung von früheren grossflächigen Sickerquellen angelegt worden sind.
Charakteristischerweise trocknen viele dieser kleinen Quellen regelmässig aus oder werden nur noch von einem dünnen Wasserfilm überströmt. Die typische Lebensgemeinschaft besteht aus Arten des Übergangsbereichs vom Land zum Wasser, der sogenannten hygropetrischen Zone, darunter zum Beispiel die Köcherfliegenart Crunoecia irrorata oder Arten der Familie der Beraeidae.

Ein Buch zum Thema
Nach Erscheinen der Binninger Geschichte von 2004 und ausgehend vom Quellenreichtum dieser Gemeinde, haben Daniel Küry und Beat von Scarpatetti 2005 das «Quellenprojekt Binningen» zusammen mit der «Oekogemeinde Binningen» gegründet, u.a. auch mit dem Ziel eines Buches. Dieses ist anschliessend auf die beiden Basel und die ganze Region Oberrhein ausgeweitet worden und im November 2018 erschienen unter dem Titel:
«REICH DER QUELLEN. Unsere verborgenen unterirdischen Gewässer in der Region Basel. Mit einem Vorwort von Maya Graf.» Verlag Basel-Landschaft, Liestal 2018.

 

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