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Rebbau im Leimental

Mit den Römern kamen auch die Reben in unsere Region. In der Klus bei Aesch wurden Zeitzeugen wie Tonscherben von Amphoren und Rebstockreste gefunden, die auf das dritte bis vierte Jahrhundert nach Christus datiert wurden 1). Im Mittelalter waren Klöster und Burgherren oft Besitzer der Rebberge. In Biel-Benken kennt man die erste schriftliche Erwähnung beim Verkauf des Schlosses 1522. Die Landskronreben wurden bereits 1461 im Kaufvertrag der Landskron aufgeführt. Im Kaufvertrag von Hans Bernhart von Gilgenberg an Peter Reich von Reichenstein 2) steht:

«Ich Hans Bernhart von Gilgenberg Ritter tun kunt und bekenn mit diesem brief … dem Peter Richen von Richenstein … das Schloss und Burg Landskron am blauen im Basler Bistum im Leymental gelegen mit dem Berg Rebengarten Gütern Hofstätten schüren trotten holz feld weid und allen andern begriffungen und zugehörigungen verkauft hab»

«... als man zält von gots geburt tausend vierhundert sechzig und ein Jar»

Die Rebleute hatten damals mit dem Weinzehnten eine wesentliche Abgabe an die Obrigkeit zu leisten. Nebst dem Landvogt durfte auch das Kloster Mariastein von gewissen Gemeinden, z. B. Hofstetten-Flüh, den Weinzehnten einfordern 3). So berichtete 1799 der Pfarrer über die ökonomischen Verhältnisse und schrieb, dass das Kloster 20 Saum Wein erhielt.

Das Kloster Mariastein war im Rebbau sehr aktiv. Es besass eine Trotte und drei Rebberge, «St. Anna » 4) in Mariastein und die Rebberge «Unter dem Holz» und «Reutti» 5). Im Mittelalter war der Ertrag des Klosterweins aus diesen Rebbergen zwischen 1700 und 1750 etwa 170 Saum pro Jahr 3) entsprechend 225 Hektoliter. Bei einem mittleren Ertrag von 0,75 kg/m2 umfasste die gesamte Fläche der drei Rebberge ungefähr 4 Hektaren. Um den Bedarf im Kloster und dem zugehörigen Gasthof Kreuz zu decken, musste noch Wein aus den umliegenden Gemeinden zugekauft werden 3). Pater Karl Motschi wirkte um die Mitte des 19. Jh. als Ökonom im Kloster und war als Grosskellner ein bekannter Förderer und Berater für den Rebbau im Leimental 6). Er wollte den Rebbau, der zu dieser Zeit bereits an Anbaufläche verloren hatte, verbessern und stand den Bauern mit Rat zur Verfügung. Die Arbeiten in der Trotte des Klosters wurden in den «Weinrodeln» exakt festgehalten. Diese sind ab 1660 im Archiv des Klosters vorhanden. Unter der Säkularisierung des Klosters (1874) litten auch die Aufzeichnungen über den Rebbau. So findet man keine Akten über das Schicksal der klostereigenen Rebberge.

Im 17. und 18. Jh. war die Blütezeit des Rebbaus in der Region. Wein galt als wichtiges Nahrungsmittel, da die Qualität des Trinkwassers vielfach bedenklich und der Wein durch den Gehalt an schwefliger Säure weitgehend frei von Krankheitserregern war. Der Rebbau erlebte Ende des 19. Jh. einen dramatischen Rückgang in der ganzen Schweiz. Ein Grund dafür war der Bau der Eisenbahn. Mit der Eröffnung des Gotthard-Tunnels (1882) bestand die Möglichkeit besseren und billigeren Wein aus Südeuropa herbeizuschaffen. Was vorher von Säumern über viele Tage transportiert wurde, war nun in kurzer Zeit möglich, und dies zu einem Bruchteil der Kosten. Grosse Probleme brachten auch die aus Amerika eingeschleppten Rebenkrankheiten wie der Mehltau und etwas später die Reblaus. Diese Krankheiten führten vielerorts zu einer Zwangsrodung des ganzen Rebberges. Verbunden mit der Industrialisierung und der damit verbundenen Bevölkerungszunahme waren diese südorientierten Lagen in unseren Dörfern begehrt und verbreitet der Bauzone zugeteilt worden. Wo dies nicht geschah, begann ab 1970 wieder eine Zunahme der Rebflächen. Die Entwicklung des Pflanzenschutzes und die Verbesserungen des Rebbaus und der Kelterung wurde durch den Bau staatlicher Forschungsinstitute gefördert. Zusätzlich wurde das erarbeitete Wissen über den Rebbau und die Weinbereitung in staatlichen Schulen an die Winzer weitergegeben. In den wenigen noch freien Vorzugslagen in unserer Region werden heute Qualitätsweine erzeugt, die wenig Gemeinsames mit den früheren Massenprodukten haben. Anbau und Weinproduktion werden vom Staat kontrolliert (Qualität und Menge), was mit einem Attest auf der Etikette (AOC) vermerkt wird.

Im Leimental werden heute die Trauben in vier Haupterwerbsbetrieben: Ambros Thüring, Jörg Thüring und Urban Thüring in Ettingen sowie Stephan Gschwind in Therwil gekeltert. Sechs weitere landwirtschaftliche Mischbetriebe bewirtschaften einige grössere Rebflächen. Viele kleinere Rebparzellen werden von Freizeitwinzern gepflegt, die ihre Trauben meistens in Haupterwerbsbetrieben keltern lassen. Einige wagen sogar die Selbstkelterung. Auch für sie bieten staatliche landwirtschaftliche Schulen Kurse in Theorie und Praxis an.

Von vielen Gemeinden fehlen Angaben über den Rebbau im 18. und 19. Jh. Die 1877 geschaffene Siegfriedkarte erlaubt uns jedoch, die Rebflächen für alle Gemeinden herauszumessen.

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